Mittwoch, 27. Februar 2013

`artgerechtes behandelt werden`- Fazit

Bevor ich anfing in regelmäßigen Abständen Blogeinträge zum Thema „behandelt werden im Alltäglichen“ zu verfassen, war mir nicht bewusst, wie oft man wirklich dem Handeln und Behandeln anderer Menschen ausgesetzt ist. Dies lag aber hauptsächlich daran, dass ich mich eigentlich auch nicht wirklich mit diesem Thema auseinandergesetzt habe.
Oberflächlich betrachtet war mir natürlich auch schon früher klar, dass unser tägliches Miteinander, mit all seinen kleinen Alltagsbegebenheiten stets ein Zusammenspiel vieler Akteuere ist, aber wie oft wir tatsächlich Situationen einfach ausgesetzt sind und man nicht weiß wie einem geschieht, erfährt man erst wenn man diese einmal bis ins kleinste Detail analysiert. Da man dies allerdings im Alltag nur selten macht, fand ich es spannend, mich an bestimmte Begebenheiten in meinem Leben zu erinnern und mir diese erneut ins Gedächtnis zu rufen. Hierbei fand ich es auffällig, dass mir einige Dinge und Handlungen erst richtig bewusst wurden, als ich genauer darüber nachdachte, während mir andere schon in der jeweiligen Situation bewusst waren.
Das „einladende Raumkonzept“ und der Aufbau des Gesprächs des Betriebs bei welchem ich mich vorstellte (siehe Beitrag 7), wurde mir zum Beispiel erst im Nachhinein bewusst, als ich mir erneut die Situation ins Gedächtnis rief. Während mir die unfreundliche Art der Behandlung einiger Restaurantgäste natürlich schon im Zeitpunkt des Geschehens bewusst war (siehe Beitrag 1).
Dies zu analysieren und dann zu vergleichen fand ich zugleich interessant und auch beängstigend. Denn durch die Tatsache, dass mir einige Situationen mit all ihren verschiedenen Handlungen und Behandlungen der Einzelnen, erst durch die genaue Beschreibung verständlich erschienen, bleibt die Frage, wie oft im Leben mir dann eigentlich Details entgehen und wie oft ich das Handeln und behandelt werden anderer Menschen überhaupt nicht mitbekomme, weil ich auf eine genaue Analyse der Situation im Nachhinein verzichte?


und in Zukunft?

Für die Zukunft habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen bestimmte Situationen zu einem späteren Zeitpunkt nochmals genauer zu betrachten und zu analysieren. Auch wenn ich dies vermutlich nicht weiter in Form von Blogeinträgen machen werde, hat das kontinuierliche Verfassen von einem Eintrag pro Woche mir doch einen Anstoß gegeben mich sowohl mit meinem eigenen Handeln und Behandeln, als auch mit dem meiner Mitmenschen genauer zu befassen. Auch wenn es vermutlich schon aus zeitlichen Gründen nicht für eine Analyse aller wichtigen Begebenheiten eines Tages reichen wird, finde ich es dennoch wichtig, mich zumindest in regelmäßigen Abständen mit mir selbst, meinem Handeln, meinem Einwirken auf andere Menschen und deren Einfluss wiederum auf mich auseinanderzusetzen.

Montag, 4. Februar 2013

'artgerechtes behandelt werden' Teil 12: Das Seminar (ein Positivbeispiel)

Dass natürlich nicht alle Seminare so ablaufen wie das, das ich vergangene Woche beschrieben habe und man als Student nicht vollständig dem Willen und Zeitmanagement des Dozenten ausgesetzt ist, soll folgendes Beispiel veranschaulichen:
Als ich den Seminarraum betrete, steht der Dozent bereits vorne am Pult, liest sich seine Aufschriebe durch und startet die Power-Point-Präsentation. Wir fangen pünktlich um 10:00 Uhr an und besprechen den Ablauf des Semesters. Die heutige Sitzung ist für Organisatorisches gedacht. Wir gehen Schritt für Schritt den Semesterplan durch und können Fragen stellen. Ich bin begeistert, denn dadurch, dass man sieht, dass der Dozent einen konkreten Plan hat, den er einhalten möchte, ist man selbst gleich viel motivierter und nimmt sowohl die Themen des Seminars als auch den Dozenten gleich viel ernster. Auch finde ich es immer gut wenn in der letzten Sitzung Platz für eine „Schlussdiskussion“ ist, denn es zeigt, dass man Kritik anbringen und Fragen, die einem nicht sofort einfallen, auch erst am Ende des Semesters stellen kann. Auch werden wir gefragt, ob wir selbst konkrete Anregungen und Themenvorschläge haben, die wir gerne im Laufe des Semesters behandeln möchten. Einige melden sich und so schauen wir, wie und wann sich die Vorschläge am Besten mit in den Plan integrieren lassen (ohne jedoch dadurch den ganzen Plan zu verschieben!).
Anschließend legen wir den Klausurtermin fest und es wird ein Abgabetermin für die Hausarbeit vereinbart.
Im Laufe des Semesters halten wir uns an den vogegebenen Plan und werden pünktlich zum Ende der Sitzung mit dem jeweiligen Thema fertig, ohne dass ich das Gefühl habe, dass wir aus zeitlichen Gründen die Sitzung abbrechen müssen. Es bleibt stets genügend Zeit für Fragen und Beispiele, die das Thema veranschaulichen sollen.
Doch neben der Tatsache, dass wir uns an den Semesterplan gehalten haben, finde ich es besonders bemerkenswert, dass während des ganzen Semesters ein „Miteinander“ dominierte und man nicht das Gefühl hatte, sich den Vorstellungen des Dozenten unterwerfen zu müssen, sondern stets Kritik anbringen konnte. Dies zeigt mir auch, dass der Unterrichtende selbst noch Gefallen an seinem Thema findet und für Neuerungen offen ist. Denn es gibt nichts Langweiligeres als Dozenten, die ein und dieselbe Veranstaltung Jahr für Jahr wiedergeben und davon schon selbst völlig entnervt sind. Denn egal wie interessant das Thema ist, wenn das „Zwischenmenschliche“ nicht passt und man gar nicht aufeinander eingeht, wird man nie Gefallen an der Veranstaltung finden. Im Umkehrschluss trifft dies natürlich ebenso zu. Das fadeste Thema kann Freude machen, wenn die Chemie zwischen den Studenten und dem Dozenten stimmt. Und in meinem Fall traf dies genau zu. Das Thema war nicht unbedingt das Spannendste, aber sowohl die Strukturierung und Offenheit für Themenvorschläge, als auch das „Miteinander“ und die freundliche Atmosphäre, haben ein spannnendes Seminar daraus gemacht.

Samstag, 26. Januar 2013

'artgerechtes behandelt werden' Teil 11: Das Seminar (ein Negativbeispiel)

Vierzig erwartungsvolle Studenten sitzen beziehungsweise stehen in einem winzigen Raum, der maximal für zwanzig Personen geeignet wäre. Die Luft ist stickig, es ist verdammt heiß in dem Raum und die Dozentin lässt auf sich warten. Es vergehen zehn Minuten, zwanzig Minuten, ein paar Studenten verlassen das Seminar bereits schon wieder, die Meisten sitzen jedoch gelangweilt auf ihren Stühlen, als plötzlich doch noch etwas passiert. Die Sekretärin der Dozentin betritt den Raum und lässt verkünden, dass Diese sich etwas verspätet. Nach zehn weiteren Minuten und circa weiteren fünf Seminarteilnehmern weniger, betritt dann endlich die Dozentin den Raum. Sie murmelt etwas von Zug, Verspätung, kleiner Raum, stickig, viele Leute und teilt dann den Semesterplan mit den zu behandelnden Themen aus. Ich bin erleichtert, denn zumindest scheint sie strukturiert und organisiert vorgehen zu wollen. Als sie jedoch im nächsten Satz erwähnt, dass wir den Plan leider nicht einhalten werden können, da es einen 'Überhang' aus dem vergangenen Semester gibt, verfliegt dieser Eindruck sofort wieder. Und so verbringen wir die ersten drei Sitzungen damit, dass wir uns die Referate aus dem letzten Semester anhören, welche aus organisatorischen Gründen damals nicht mehr gehalten werden konnten. Diese sind natürlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen und kaum einer von uns hat einen Plan um was es überhaupt geht, denn die Einführung in das 'richtige' Seminar erfolgt erst in der vierten Sitzung.
Nun wird uns zum ersten Mal erklärt, was der Schwerpunkt des Semesters ist und was genau die verschiedenen Themen des Semesterplans bedeuten. Gleichzeitig werden auch die Referate vergeben, allerdings mit der Entschuldigung, dass wir vermutlich nicht alle Referate schaffen werden und sich somit das Seminar auch in das folgende Semester verschieben wird. Verständlicherweise protestieren Einige von uns nun, da es für Viele aus Zeitgründen einfach nicht möglich ist, auch im nächsten Semester an dem Seminar teilzunehmen, zumal es trotzdem nur als ein Seminar angerechnet wird. Diesen Protesten wird allerdings ziemlich schnell entgegengesetzt, dass es sich hier um eine 'freiwillige' Veranstaltung handle und man ja auch einfach ein anderes Seminar belegen könne. Die Tatsache, dass wir uns bereits schon in der vierten Sitzung befinden, das heißt, dass der erste Monat des Semesters schon vorüber ist und man an keiner anderen, laufenden Veranstaltung mehr teilnehmen kann, wird hierbei übergangen. Und da fast alle von uns die Credits benötigen, sind wir irgendwie gezwungen zu bleiben und uns an die Vorgaben der Dozentin zu halten.

Nun befinden wir uns fast am Ende des Semesters und haben noch nicht einmal die Hälfte der Themen behandelt, die auf dem Semesterplan stehen. Und wie angekündigt müssen alle, die ihr Referat noch nicht gehalten haben im nächsten Semester wiederkommen. Dann stehen sie vermutlich vor vierzig anderen Studenten und erzählen über Themen, mit denen diese kaum etwas anfangen können.
Letzte Woche gab es – glücklicherweise, wie ich zunächste dachte – eine Evaluation zu der Veranstaltung. Jedoch wurde uns noch vor dem Ausfüllen gesagt, dass es wenig Sinn hat den unorganisierten Zeitplan und die unstrukturierte Vorgehensweise zu bemängeln, da die Studenten dies schon seit Jahren tun und wir sehen ja selbst was es bringt...

Donnerstag, 17. Januar 2013

'artgerechtes behandelt werden' Teil 10: Tod und Beerdigung

An die Überbringung der Nachricht selbst, dass mein Opa vergangene Nacht gestorben sei, kann ich mich kaum erinnern. Ich war damals 10 Jahre alt und habe auch in den darauf folgenden Tagen zunächst einmal keine Veränderung des Alltags gespürt. Denn wenn man einen bestimmten Menschen auch zu Lebzeiten nicht ständig gesehen hat, fällt es anfangs kaum auf, dass er nun nicht mehr da ist. Eine Veränderung merkt man eher durch die Stimmung und das Verhalten der Eltern, die sich irgendwie ruhiger und rücksichtsvoller gegenüber den Kindern verhalten.
Meine konkrete Erinnerung setzt erst am Tag der Beerdigung ein, da ich nun das erste Mal richtig mit dem Tod konfrontiert wurde.
Plötzlich fand ich es verstörend, dass dieser tote Mensch, mit dem man zwei Wochen vorher noch gesprochen hat, nun so regungslos vor einem lag. Da ich aus heutiger Sicht, die ganze Situation zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht so ganz realisiert hatte, war ich mehr mit der Tatsache beschäftigt, warum mein so Opa anders, irgendwie geschminkt und unecht aussah.
Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch das erste Mal ein trauriges Gefühl, das aber seltsamerweise weniger durch den Toten selbst, als durch die mich umgebenden, lebenden Personen ausgelöst wurde. Natürlich fand ich die Vorstellung traurig, dass ich nun nie mehr mit meinem Opa sprechen werde können, aber viel mehr beunruhigt hat mich die Tatsache, dass mein Oma ab nun alleine sein wird oder wie es sich für meinen Papa anfühlt plötzlich keinen Vater mehr zu haben. Denn dadurch, dass wir in unserer Familie schon immer recht offen mit dem Thema Tod umgegangen sind, hatte ich keine Angst davor und war fest davon überzeugt, dass mein Opa an einem schönen Ort ist. Traurig und verunsichernd fand ich es eher, Familienmitglieder, die man bislang nur als 'starke' Menschen gekannt hatte, plötzlich weinend, schwach und zerbrechlich zu sehen. So kam es, dass ich irgendwie das Bedürfnis hatte zu helfen oder etwas zu tun, aber als Kind selbst völlig mit der Situation überfordert war. Ich hatte das Bedürfnis meine Oma und Eltern zu trösten und zu beschützen, obwohl ich es nicht konnte.
Und so geht es mir heute noch. Auch wenn ich glücklicherweise noch nicht auf vielen Beerdingungen war, löst in mir eher das, was der Tote zurücklässt, ein trauriges Gefühl aus, als die Tatsache, dass diese Person nun nicht mehr da ist. Es ist das Gefühl der Unsicherheit und der Angst nicht helfen zu können, weshalb ich dem Tod und Beerdigungen ängstlich und hilflos gegenüberstehe. Einfach das Gefühl nichts tun zu können.

Samstag, 12. Januar 2013

'artgerechtes behandelt werden' Teil 9: Prüfungssituation

Die Zeit vor der Prüfung:
Die Zeit der Vorbereitung für eine Prüfung beginnt bei mir meistens mit einem schlechten Gewissen, denn ich finde es unheimlich schwer den richtigen Zeitpunkt zu finden um mit dem Lernen anzufangen. Und da mein Verstand mir sagt, so früh wie möglich mit dem Lernen anzufangen - um den Lernaufwand in den folgenden Wochen so gleichmäßig wie möglich zu gestalten – habe ich stets ein ungutes Gefühl, wenn ich in den Wochen vor den Prüfungen auch noch den alltäglichen Dingen des Lebens, wie Hobbys, Treffen mit Freunden, etc. nachgehe.
Tatsächlich finde ich den Zeitpunkt, wenn man sich das erste Mal an den Schreibtisch setzt und die Dinge der vergangenen Wochen ordnet und einen Lernplan aufstellt immer am Schwierigsten. Denn oftmals ist es so, dass ich gar nicht genau weiß, was von mir erwartet wird. Wie detailiert mein Wissen gefragt ist, ob es reicht einen groben Überblick zu haben, ob ich auswendig Gelerntes nur wiedergeben soll oder ob es zu konkreten Anwendungsbeispielen kommen wird. Generell habe ich nie das Gefühl, an einen Punkt zu gelangen, an dem ich sagen kann, dass ich jetzt perfekt auf die Prüfung vorbereitet bin und alles getan habe, was ich hätte tun können. Es bleibt immer eine gewisse Unsicherheit und Angst bestehen.
Der Tag der Prüfung:
Ich habe schlecht geschlafen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich vermutlich noch hätte mehr tun können. Da es sich bei der Prüfung um eine mündliche Prüfung handelt bin ich deutlich aufgeregter als bei einer Schriftlichen. Denn bei einer mündlichen Prüfung ist es mir nicht nur wichtig, dass ich „geistig“ gut vorbereitet bin, sondern, dass ich mich auch körperlich wohlfühle. Deshalb spielen Äußerlichkeiten wie Kleidung, Gestik und Mimik an diesem Tag ebenfalls eine wichtige Rolle bei mir, auch wenn ich während der Prüfung überhaupt keine Zeit haben werde über meine Wirkung auf die Prüfer nachzudenken. Die halbe Stunde Prüfungszeit vergeht anschließend wie im Flug. Vor mir sitzen drei Personen mittleren Alters, die alle recht emotionslos und leicht unterkühlt ihre Blicke auf mich gerichtet haben. Ich bin nervös und fühle mich unter Druck gesetzt, etwas extrem Intelligentes von mir geben zu müssen. Gleichzeitig sagt mir aber unbewusst etwas in mir, dass das alles nur eine Masche ist, eine Fassade, hinter welcher sich drei ganz „normale“ Menschen verbergen. Denn, dass Lehrer, Dozenten, Prüfer und andere Vorgesetzte auch „nur“ Menschen, Mütter, Väter, beste Freundin oder Hobbygärtner sind, blendet man in solchen Minuten meist aus. Dies ist vermutlich auch nicht unbedingt das Schlechteste, denn würde ich in meinem Prüfer nur den überforderten, alleinerziehenden Vater sehen, wüsste ich nicht, ob ich ihn in der Prüfungssituation wirklich ernst nehmen könnte.
In der folgenden halben Stunde beantworte ich nun also Fragen, stelle gelegentlich auch Fragen der Unsicherheit zurück, gebe zu, dass ich etwas nicht weiß oder versuche mich irgendwie doch noch geschickt um die Frage herumzudrücken. Selbstverständlich bin ich froh, als die halbe Stunde schneller als gedacht vorbei ist und ich endlich „entlassen“ bin.
Die Zeit nach der Prüfung:
Nach der Prüfung, besonders nach einer längeren Prüfungszeit, bin ich zunächst natürlich erleichtert, dass ich alles hinter mir habe, denn nun kann man all das tun, was in den letzten Wochen zu kurz kam. Generell lernt man die neu gewonnene, freie Zeit wieder richtig zu schätzen. Denn erst wenn man wochenlang nicht viel mehr macht als schlafen, essen und lernen, weiß man wirklich wie kostbar Freizeit ist.
Natürlich gehe ich in den Minuten danach auch nochmal vereinzelt Fragen durch und überlege mir was gut oder schlecht gelaufen ist und versuche die Reaktionen der Prüfer zu interpretieren. Ich versuche mich an einzelne Aussagen, Fragen und Blicke von ihnen zu erinnern und diese zu analysieren. Jedoch gelange ich jedes Mal an einen Punkt, an dem ich mir eingestehen muss, dass dieses ganze Analysieren die Situationen auch nicht bessser macht und ich auch nie erfahren werde, was das Verhalten der Prüfer im Konkreten bedeutet hat, sondern ich einfach abzuwarten habe wie das Ergebnis ausfällt. Dennoch finde ich es bedauerlich, dass letztendlich alles doch nur auf eine Zahl, eine Note beschränkt wird, die im Grunde nichts über mich und im Prinzip auch nur einen sehr geringen Teil über mein Wissen aussagt.

Montag, 31. Dezember 2012

'artgerechtes behandelt werden' Teil 8: Praktikum im Altenheim

Vor mir liegt ein in der Größe überschaubares Haus, etwas heruntergekommen, aber eigentlich ganz nett. Umrankt von Bäumen und inmitten eines kleinen Parks, steht also das Altenheim, in welchem ich in den kommenden zwei Wochen Praktikum machen werde. Es ist Sommer, der Himmel ist blau und es liegt eine gewisse „Leichtigkeit“ in der Luft. Diese „Leichtigkeit“ verfliegt jedoch beim Betreten des Hauses. Es ist so dunkel, dass meine Augen anfangen zu tränen und ein ungewohnter Geruch strömt mir in die Nase. Es riecht nach einer Mischung aus Dachboden, Krankenhaus, Kaffee und Etwas, das ich nicht zuordnen kann. Eine gemütliche Frau um die 50 gibt mir Arbeitskleidung und zehn Euro, womit ich gleich mal Gebäck vom Bäcker gegenüber für die Frühstückspause besorgen soll. Gut gelaunt und auch ein bisschen aufgeregt - da ich in der Pause vermutlich meine anderen Kollegen und Kolleginnen kennenlernen werde - mache ich mich auf den Weg. Dass ich in den nächsten zwei Wochen fast genauso viel Zeit beim Bäcker oder in anderen Läden verbingen werde wie im Altenheim, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Als ich zurückkomme, lächeln mich circa sieben, hungrige Frauen an, die mir jeweils kurz ihren Namen sagen und die mitgebrachte Backware gegen frische Bettwäsche tauschen. In meiner „jugendlichen Naivität“ gehe ich davon aus, dass wir nach der Pause wohl Betten überziehen werden. Als ich allerdings eine Technik gezeigt bekomme, wie man Betten am zeiteffektivsten überzieht und dann alleine gelassen werde, wird mir klar, dass kein großes Interesse daran besteht mich kennenzulernen. Während meine Kolleginnen also Pause machen, überziehe ich zehn Betten um dann hinterher alleine im Aufenthaltsraum zu frühstücken. Anschließend wird diskutiert, welche Kollegin ich für den Rest des Tages beziehungsweise in den kommenden zwei Wochen begleiten darf. Da sich niemand so wirklich für mich verantworlich fühlen mag und anscheinend auch keine Lust hat mich einzuweisen und mir Abläufe zu erklären, bin ich relativ auf mich alleine gestellt. In den folgenden zwei Wochen werde ich also herumgereicht und bin somit bei keiner Person länger als zwei Tage. Dies wäre noch akzeptabel gewesen, würde ich dadurch wenigstens verschiedene Tätigkeiten und Arbeitsbereiche kennenlernen. Das ist jedoch nicht der Fall. Dadurch, dass ich bei jeder Kollegin nur ein paar Stunden verbringe, scheint Jede froh zu sein, einen Tag lang mal nicht die „üblichen Alltagsaufgaben“ zu übernehmen. Und so überziehe ich zwei Wochen lang Betten, tätige Einkäufe, koche Kaffee und räume Spülmaschinen ein und wieder aus. Die Bewohner des Heims lerne ich dabei kaum kennen und komme nur mit ihnen in Kontakt, wenn sie zufällig im gleichen Raum wie ich sind. Natürlich gibt es – wie in jedem schlechten Film auch – die eine, nette Kollegin, die einem die interessanten Abläufe zeigt. Aber bei zwei Wochen Praktikum hatte ich gehofft, mehr als nur an einem Tag mit den Bewohnern zu sprechen, um mehr über ihr Leben zu erfahren oder Veranstaltungen des Heims zu organisieren – wofür es durchaus den Rahmen gegeben hätte.

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